Dienstag, 17. Juli 2007

Werkinterpretation zu "Finger im Po, Mexiko"

Mickie Krause ist ein Künstler, der die gesamte deutsche Nation spaltet. Die einen halten ihn für einen dauerbesoffenen Halbprimaten, der noch besoffenere Vorzeigeprolls mit etwas, was an Musik erinnert gute Stimmung vermittelt, die anderen jedoch sehen in ihm die neue Hoffnung im himmlischen Reich der Poesie. Im Folgenden möchte ich versuchen seine aktuelle Single "Finger im Po, Mexiko" zu untersuchen und in sein Oeuvre einzubetten.
In seinem Werk zeigt Krause vordergründig zwei Dinge auf: die Tatsache, dass er von der Welt mehr als nur Malle kennt und seine Nähe zum Proletariat. Gleich mehrmals zählt er in seinem Song Orte wie Paris oder Athen auf, Orte welche sich bekannterweise nicht auf Mallotze, noch nicht mal in Spanien befinden. Außerdem weist Krause enorme Sprachkenntnisse auf wenn er sich auf Spanisch, Italienisch, Englisch, Japanisch und indianischem Pidgin verabschiedet. Diese zwei Fakten führen zur These, dass Mickie Krause (und nicht Sven Väth wie viele vermuten) der internationale Botschafter der "guden Launä" ist. Ein Blödel-Barde mit dem Beliebtheitsgrad eines Franz Beckenbauers.
Seine Nähe zum Volke wird schon in der ersten Zeile des Liedes mehr als deutlich. Die scheinbar sinnlose Aneinanderkettung der Worte "Cuando, Calzone, Vaselino de Volvo Kombi" (man beachte die Bilingualität) hat offensichtlich dadaistische Züge. Der nachfolgende Ausruf "Quatsch" weist diese Kunstform jedoch schroff zurück. Krause lehnt die Boheme mit ihrem avantgardistischen Gehabe ab und begnügt sich mit dem "Sound der Arbeiterklasse" (Willeke S.47).
Bevor ich jetzt endlich zur Gesamtinterpretation des Gedichtes komme möchte ich an dieser Stelle zunächst mit der Ausbeutung der stilistischen Merkmale des Textes beginnen. Wenn ich auch bereits auf den dadaistischen Einfluss auf dieses Lied hingewiesen habe so möchte ich dieses Faktum abermals aufgreifen um ein stilistisches Phänomen aufzuzeigen. Die erste Zeile steht im todalen Kontrast zum Rest des Textes wobei der Ausruf "Quatsch" den Umbruch von postmoderner Lyrik zur simplen Malle-Mucke darstellt. Wenn auch beide Passagen literarisch von hohem Wert sind so sind sie doch gleichermaßen wichtig das sie zusammen einen "werkimmanenten Spannungsbogen" (Ratzinger S.XIV) erschaffen ohne den das Ausspielen der Bourgeoisie gegen sich selbst, auf das der Text eindeutig zielt niemals funktionieren könnte.
Proletarismus zieht sich wie ein roter Faden durch "Finger im Po, Mexiko". Nicht nur die Ablehnung bürgerlicher Tugenden wie beispielsweise das Einschmieren wohlgeformter Hinterteile mit "Vaselino" zwecks Analsex zeigen das. Der Text hält sich außerdem nicht an die ehernen Regeln der Gedichtkunst. Krause benützt unreine Reime ("ist/Schüss") und ein Metrum ist erst gar nicht zu erkennen. Doch man kann auch auf dieser Ebene die "innere Dualität" (Dachs, S.174) beobachten da der Verfasser nicht permanent sämtliche Regeln über Bord schmeißt sondern auch geschickt mit ihnen kokettiert indem er mit dem Enjambement "Als kleines Kind da waren wir ein mal im Jahr auf den Kanaren" ein vergleichsweise gutes Stilmittel der herrschenden Klasse benützt und somit auch in der zweiten Texthälfte die Spannung aufrecht erhält. Des Weiteren stellt Krause auch diverse rhetorische Fragen wie zum Beispiel wie man nachher Schüss (sic!) sagt. Krause erscheint in diesen Textpassagen sehr nachdenklich und beweist wieder ein Mal, dass auch Arbeiter der Faust nicht auf den Kopf gefallen sind.
Als Krause erzählt, dass er im Flieger auf "seine Art Good Bye" sagte zeugt er von einer "übelst falschen Aussprache, Alter" (Dickens, S.290). Als Proletarier durch und durch konnte Krause einfach nicht den gleichen Bildungsstandard wie ein Mitglied der gehobenen Klasse erlangen. Sein deutscher Akzent im Englischen ist unverkennbar. Sicherlich bräuchte Krause diesen Akzent nach einer zehnjährigen internationalen Karriere nicht mehr. Doch seine Fans haben eben diesen Akzent auch und aus Solidarität zu ihnen wird er ihn auch weiterhin behalten.
Die letzte Zeile des Songs lautet "Frohes Fest, Budapest" und soll wohl eine Hommage an das Land der Magyaren sein. In Ungarn sind 75% der Bevölkerung Strömungen des christlichen Glaubens zuzuordnen. Das stellt ob der Tatsache, dass Ungarn seit jeher wegen seiner geographischen Lage ein Einwanderungsland war einen beträchtlichen Anteil der Bevölkerung dar. Ungarn hatte viele Probleme mit der Identitätsfindung, zum Beispiel ist Ungarisch, die einzige Sprache innerhalb Europas die mit keiner anderen indoeuropäischen Sprache verwandt ist. Nichtsdestotrotz sind der allergrößte Teil der Ungarn Anhänger Jesus Christus. Als bekennender Christ ("Laudato si") kann sich Krause diesen Gruß and die tapferen Männer und Frauen aus Budapest, welche obwohl ihre Kultur seit jeher immens gefährdet ist weiterhin an unseren Gott glauben.
Nun möchte ich endlich wagen den Text im gesamten zu deuten. Wie ich bereits konstatiert habe fühlt sich Krause wohl einer sozial "tiefer" stehenden Klasse zugehörig. Darauf deuten zum einen das Ablehnen der künstlerischen Gesetze zum anderen die vehement falsche Aussprache von Worten wie "Schüss" oder "Good-Bye" die sich wie ein menstruationsblutgetränkter Tamponfaden durch den Stoff zieht. Die Frage wie man sich von seinem Gastgeber verabschiedet, die Krause in der Bridge als unlösbares Rätsel der Menschheit kennzeichnet zeigt, dass er unter einem gewissen sozialen Druck steht. Er ist eingeladen und hat nicht die geringste Ahnung was er denn nun sagen soll wo er doch bald den Heimweg antreten will. Diese Form von Unsicherheit in diesem sozialen Dilemma ist ein mit Sicherheit zentrales Thema des Stückes.
Wie ich eingangs schon erwähnt hatte erscheint Krause im Lied als Art internationaler Botschafter der guten Stimmung. Internationalität mag an dieser Stelle zwar ein wichtiger Aspekt sein doch geht es meiner Meinung nach vornehmlich darum alle Kritiker, die in ihm einen dummen Menschen sehen Lügen zu strafen. Durch den Text beweist Krause, dass er durchaus fähig ist sich auf mehreren Sprachen auszudrücken. Menschen mit geringem Intellekt könnten dies allerdings nicht. Er beweist folglich, dass er nicht nur der wahre König von Mallorca ist, überdies hinaus zeugt er auch von seiner Intelligenz.
Gegen Anfang der zweiten Strophe blickt der Autor in die Vergangenheit zurück. Er erinnert sich als Kind jährlich auf einer Inselgruppe, welche gemeinhin als die Kanaren bezeichnet wird gewesen zu sein. Diese zweite Strophe schildert zum einen den Bruch mit den Eltern, denen er als Kind nicht verzeihen konnte nach einer Woche wieder ins triste Deutschland heimzukehren, zum anderen setzt es aber auch ein Augenmerk auf den Abschiedsschmerz, den der kleine Mickie ertragen musste wenn sich der Flieger dann con der Landebahn erhob um gen Nord-Osten zu fliegen.
Alles in allem bleibt zu sagen, dass "Finger im Po, Mexiko" im Wesentlichen von drei Dingen handelt:
1. Dem Schulterschluss mit seinem Publikum, dessen größtenteils proletarische Herkunft er oftmals betont.
2. Der Internationalität, mit der er beweist, dass er etwas in der Birne hat und auf der gesamten Welt seiner Mission folgen kann.
3. Die emotionale Bindung zum Urlaubsziel und dem damit verbundenen Trennungsschmerzen.
Ich denke, dass der dritte Punkt wohl am meisten wiegt da die beiden anderen Aspekte zwar im gesamten Text mehrmals wiederholt werden, die Bindung zum Urlaubsziel jedoch eine eigen Strophe für sich erhält und somit ins Zentrum des Textes gestellt wird. Dadurch dass Krause diese schöne Thematik mit einem einem guten Schuss Sozialkritik und Internationalität verziert schaffte er eine großartige Ballade über den Abschied und den damit verbundenen Trennungsschmerz. Krause ist die geilste Sau der Welt.

Leiner P. [2007]: Werkinterpretation zu "Finger im Po, Mexiko". In: [Weblog], Online-Publikation: http://grafschockula.twoday.net/stories/4079186
Abrufdatum: 17.07.2007.
Peter S (Gast) - 17. Jul, 16:27

Kommt hin ! ;-)
Bei iTunes, amazon oder ähnlichem würde sich diese Rezension bei den Kommentaren des betreffenden Songs noch besser machen.

ASO3000-klugscheißerversion (Gast) - 17. Jul, 23:56

das ungarische ist mit dem finnischen verwandt.

man sollte dieses herrliche stück sprache als pamphlet gegen den täglichen studentischen wahnsinn, dem wir ständig ausgesetzt sind, veröffentlichen. vielleicht raffen die ganzen vollkaskos mal, was das leben eigentlich ausmacht....

desweitern bemerke ich mit einem tränenden auge, dass man den herrn blogführer immer noch nich zitieren kann. eine schande ist das!

dingher (Gast) - 18. Jul, 02:26

amazing.
wer dich da drauf gebracht hat, wird leider nicht erwähnt.

GrafSchockula - 18. Jul, 13:22

sorry Spengler

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