Donnerstag, 16. August 2007

Tag 7: Das Ende der Welt

Überall lagen die toten Körper ehrbarer Bürger des Vereinigten Königreichs herum. Der Gestank der Verwesung lag über der Stadt wie eine bleierne Decke. Hätte Steve noch etwas in seinem Magen gehabt, es wäre unweigerlich wieder herausgekommen. Die Menschen die noch nicht tot waren plünderten die leer stehenden Geschäfte. Hier in London hatte die Armee scheinbar versagt, hier war sie nicht Gesetz. Denn das Gesetz war wie die zivilisierte menschliche Gesellschaft nur noch Geschichte.
Die Strapazen der letzten Tage zehrten an seinen unförmigen Körper. Die Ringe um seine Augen waren in der letzten Woche schätzungsweise eineinhalb Zentimeter dicker geworden. Er war komplett ausgemergelt und hatte kaum noch Kraft aufrecht zu gehen. Mühsam schleppte er seinen geschundenen Körper in Richtung Stadtmitte vorbei an Millionen von leblosen Körpern die verstreut wie Mikadostäbchen den Boden der englischen Hauptstadt bedeckten.
Doch all diese Leichen konnten ihn von seinem Plan nicht abbringen. Er musste den Premierminister töten um Elizabeth zu rächen. Er musste ihn töten um dem ganzen Dilemma überhaupt erst einen Sinn zu geben. Er musste den britischen Premier töten weil er ihn HASSTE. Dieser Kerl war schuld am Tod seiner Freunde und was noch viel schlimmer war, dieser Kerl hatte den Krauts den Finaleinzug bei der WM 1990 in Italien ermöglicht. Zwei Vergehen, die auf der Insel als unverzeihlich galten.
Trotzig wankte er endlich in die Downing Street. Er war seinem Ziel so nahe. Jetzt wollte er dem alten Psycho mal zeigen was man mit Deppen macht, die Elfer verschießen. Rasend vor Wut war Steve in Trance als er in das Regierungsgebäude eindrang. Er war stark benommen und hatte jegliche Art von Wahrnehmung verloren. Deswegen bemerkte er auch kaum das in Chloroform getränkte Kissen, das er von hinten ins Gesicht gedrückt bekam.
Als er aufwachte war sein erster Gedanke, das alles nur ein Traum gewesen war. Dieser Gedanke verkam aber binnen weniger Sekunden nur noch eine Hoffnung, welche abermalige Augenblicke jedoch gänzlich starb. Er wusste nämlich genau wo er war. Der Tower of London war im Mittelalter unter anderem dazu errichtet worden Gefangene der Oberschicht festzuhalten. Auf einer seiner ausgiebigen Besichtigungstouren durch die britische Hauptstadt hatte er sich, da er sich stark für das Gebiet der Hinrichtungen interessierte intensiv mit dem großen Gefängnis auseinander gesetzt. Deswegen erkannte er direkt wohin ihn sein Schicksal verschlagen hatte. Während er noch nachdachte wie und vor allem warum er hier her gebracht worden war ging plötzlich die Tür zu seiner Zelle auf. Herein kam ein Mann von dem er es am wenigsten erwartet hätte: Der Mann mit der großen Nase! Steve konnte sich auf ein Mal wieder an alles erinnern. Mit diesem Mann, der auf den Namen Andrew hört und mit ihm zur Schule gegangen war hatte er wenige Tage zuvor gechattet. Andrew war der Mann mit der großen Nase, den ganz Großbritannien verzweifelt suchte.
Andrew nahm auf einem Stuhl in der Zelle platz und begrüßte seinen alten Freund. Zuerst wurde über belanglose Dinge geredet bevor Andrew dann einen ernsteren Ton anschlug: “Du weißt warum du hier bist!?” sagte er halb wissend, halb fragend. Als Steve verneinte erklärte ihm Andrew, dass nur Steve noch die Wahrheit über die Hammer-Affäre wisse und das Schicksal der Welt in seinen Händen liegen würde. Nur Steve könne die Welt noch retten, voraus gesetzt es gelänge ihm sich zu befreien und die Öffentlichkeit zu erreichen.
Steve flehte seinen ehemaligen Kumpel an ihn doch bitte frei zu lassen doch dieser wollte und konnte nicht hören. “Leider meint es das Schicksal heute nicht gut mit dir und der Welt, Stevie!”, zischte Andrew kühl. Steve winselte jetzt regelrecht. Er hatte schon Wunden an den Gelenken von den schweren Eisenketten, die er tragen musste. In panischer Angst, Steve hatte schon immer ein gutes Gespür dafür gehabt wann Gevatter Tod auf der Schwelle stand und mittlerweile war er anscheinend schon mit mehr als einem Bein im Raum. Er schrie Andrew an ihn doch los zubinden, immerhin hätte er eine Welt zu retten und er fragte seinen Peiniger was er von ihm wolle.
Andrew erklärte Steve den gesamten Plan. Jemand hatte Andrew eine immense Summe geboten diese erfundene Geschichte mit MC Hammer einer nach Geltung süchtigen Person zu erzählen. Der Auftraggeber wusste sehr wohl, dass solch eine Person alles, was man ihr so sagt direkt weiter erzählen würde. Schließlich gab es auf der Erde genug Klatschbasen. Wohl wissend, dass dieser Witz also die gesamte Menschheit zerstören könne wurde er unter das Volk von England gestreut mit dem Ziel das Königreich in eine warzone zu verwandeln. Andrew schloss mit den Worten: “Von dir wusste ich genau, dass du es weiter erzählen würdest. Schließlich hast du damals auch jedem erzählt, dass ich auf dem Ausflug mit der Fußballmannschaft ins Bett gepisst hab. Sorry, aber jetzt ist es Zeit zu sterben, mon ami!” Keine Sekunde später war Steve Staunton an den Folgen, die ein handelsübliches Geschoss einem menschlichen Gehirn zufügt wenn man aus ungefähr eineinhalb Metern Entfernung abdrückt gestorben.
Im Führerbunker in Paris sah sich Nicolas Sarkozy diese Bilder von den letzten Sekunden im Leben des Steve Staunton an. Er lachte über die Ignoranz dieser dämlichen Engländer, die wegen einer Hoaxmeldung den Notstand ausriefen. Mit großem Genuss biss er an seinem Froschschenkel ab und schrie durch das offene Fenster hinaus in die Nacht “Vive la France!”. Danach erlag er einem Schlaganfall.

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